Kann Islam Frieden? – Zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit (06. 12. 2023)
In Kooperation mit dem Jüdisch-Muslimischen Bildungswerk Maimonides und der Kommission Christlich-Muslimische Friedensdialog von pax christi stellte sich Dr. Muhammad Sameer Murtaza in drei Online-Vorträgen von Oktober bis Dezember 2023 dieser Frage. Murtaza will einen neuen Blickwinkel auf den Islam eröffnen, dabei friedenspolitische Inhalte herausarbeiten. Ebenso möchte er historische sowie ethische Leitlinien für die Praxis aufzeigen: Was kann man in Sachen Friedenskompetenz vom Islam lernen?
In den drei Vorträgen wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Teil 1: Muhammads Jahre in Mekka
Der Mensch kann seine gewalttätige Seite nicht abstreifen und sollte sie auch nicht unterdrücken. Aber er besitzt die Fähigkeit, sie einzugrenzen und in eine konstruktive Kraft umzuwandeln. Anhand der mekkanischen Jahre Muhammads und seiner ersten Anhänger, lassen sich Strategien wie Impulskontrolle, Achtsamkeit im Denken, Reaktivität, Feindesachtung, Reflexionsübungen, Einüben in Nächstenliebe und die Einnahme von Distanz zu Konfliktherden ableiten, die für den Menschen von heute ebenso relevant sind wie für jene des 7. Jahrhunderts.
Teil 2: Muhammads Jahre in Medina
Wie verhält man sich zu bewaffneten Konflikten? Ist der Pazifismus lediglich ein ferner Traum und bleibt am Ende das Recht des Stärkeren übrig? Gibt es eventuell einen gangbaren, wenn auch schwierigen, Mittelweg?
Als Muhammads Friedensbotschaft und Friedenspraxis mit Gewalt konfrontiert wird, stellen sich diese Fragen auch der künftigen Weltreligion Islam. Darf auf Waffengewalt mit Waffen reagiert werden? Gibt es im Krieg ethische Grenzen? Und kann man eine Friedenslehre predigen, wenn man selbst in einen Konflikt verstrickt ist? Können Kriege Konflikte lösen oder verkomplizieren sie alles bloß?
Teil 3: Frieden – Die Mitte der islamischen Botschaft
Wenn eine Religion triumphiert, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf die Gläubigen. Die Euphorie wird schnell zu einer geistigen Epidemie, die von einem Gläubigen auf den nächsten springt und Gewalt eingrenzt. Ein Umstand, der Muhammad bewusst war, und den er in seiner finalen Predigt betonte. 1.400 Jahre später stellt sich die Frage: Wenn Islam Frieden bedeutet, können Muslime heute noch glaubwürdige Vertreter einer Friedenslehre sein? Hat der Islam noch genug Leuchtkraft, seine Friedensbotschaft in der Welt erstrahlen zu lassen?
Dr. Muhammad Sameer Murtaza bejaht dies, sofern Muslime die Gestalt Muhammads ernst nehmen. Aber was sehen Muslime in dem Propheten des Islam, der häufig für Juden und Christen eine Reizfigur darstellt? Ist es vielleicht Zeit, Muhammad mit anderen Augen zu sehen?
Veranstalter:
pax christi
Dr. Muhammad Sameer Murtaza ist Islam- und Politikwissenschaftler, Mitarbeiter der Stiftung Weltethos und Referent beim Bildungswerk Maimonides.
Maimonides - jüdisch-muslimisches Bildungswerk:
Bildungswerk Maimonides
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